Chronische Hepatitis beim Hund (R/U)
World Small Animal Veterinary Association World Congress Proceedings, 2010
Gaby Verburgh-Hoffmann, Dr. med. vet., PhD, DACVIM, DECVIM-CA
University of Utrecht, The Netherlands

Lesen Sie die englische Übersetzung: Chronic Hepatitis in Dogs

Erkrankungen und Entzündungen der Leber kommen beim Hund regelmässig vor und entstehen aufgrund verschiedener Ursachen.

Unspezifische, Reaktive Hepatitis

Als unspezifische, reaktive Hepatitis wird eine Form der Leberentzündung beschrieben die aufgrund unspezifischer extra-hepatischer Ursachen entsteht (sekundäre Reaktion). Histologisch ist ein neutrophiles Infiltrat der Leber zu sehen, wobei besonders Portalgebiete betroffen sind. Leukozytose und Kupferzellhyperplasie kommen ebenfalls vor. Bei chronischeren Formen können weitere mononukleäre Zellen auftreten (Plasmazellen, Macrophagen). Die eosinophile Hepatitis ist wahrscheinlich eine besondere Form der unspezifischen, reaktiven Hepatitis. Eine deutliche eosinophile Entzündung der Leber kommt beim Hund selten vor und kann beim Vorhandensein lokalisierter Veränderungen in Verband gebracht werden mit parasitären Infektionen (migrierende Nematoden Larven, Schistosomiasis, Leberegel Befall). Ein eher diffuses Bild wird teilweise im Verband mit Ueberempfindlichkeitsreaktionen auf Medikamente gesehen (z.B. Trimethoprim Sulfa).Leider ist kein nichtinvasiver Lebertest spezifisch genug um eine Differenzierung zwischen primärem oder sekundärem Leberproblem zu erreichen. Hierzu ist die Entnahme von histologischen Leberbiopsien notwendig. (1)

Akute Hepatitis

Eine akute Hepatitis wird morphologisch durch die Anwesenheit einer Kombination von Entzündungszellen, sowie hepatozellulärer Apoptose und Nekrose gekennzeichnet. Im Gegensatz zur chronischen Hepatitis gibt es bei der akuten Hepatitis KEINE Fibrose. Es ist also nicht der klinische Verlauf ausschlaggebend fuer die Diagnose akut versus chronisch, sondern der histologische Charakter der Veränderungen.

Chronische Hepatitis/ Zirrhose

Die Diagnose einer chronischen Hepatitis basiert auf einer histologische Untersuchung. Diese Diagnose kann NICHT allein aufgrund der klinischen Symptomatik oder entsprechender, abweichender Blutresultate gestellt werden. Histologisch ist die chronische Hepatitis durch hepatozelluläre Apoptose und Nekrose, ein Entzündungsinfiltrat von wechselnder Zusammensetzung (mit Lymphozyten und Plasmazellen), sowie deutliche Anzeichen von Regeneration und Fibrose gekennzeichnet. Zirrhose ist das Endstadium der chronischen Hepatitis, wobei es zu einer Zerstörung der Architektur der Leberlobuli gekommen ist.

In vielen Fällen von chronischer Hepatitis bleibt die Ursache unbekannt. Nur bei einem kleinen Anteil der Patienten kann die Erkrankung mit Leptospirose, einer Infektion mit dem caninen Hepatitis Virus oder Aflatoxikose in Zusammenhang gebracht werden.

Idiopathische Chronische Hepatitis

Behandlung: Im Fall einer chronischen Hepatitis unbekannter Ursache besteht die derzeitig empfohlene Behandlung in Prednisolon (1 mg/kg einmal täglich, während mindestens 6 Wochen). Bei der Behandlung mit Prednisolon sollte vor dem Stop der Medikamenten Gabe eine Kontrollbiopsie eine komplette Genesung ergeben um einem Rückfall dieser sehr schleichend verlaufenden Erkrankung zuvor zu sein. Zudem empfehlen wir im Anschluss an eine erfolgreiche Behandlung einer chronischen Hepatitis jährliche Kontrollbiopsien.

Obwohl die Gabe von Prednisolon der derzeitige "gold standard" ist, wurde die Effektivität dieser Behandlung in einer jüngeren, retrospektiven Studie deutlich angezweifelt (2). Eine alternative Therapie wäre die Gabe von Ursodeoxycholsäure (7.5mg/kg zweimal täglich, während minimal 6-8 Wochen).

Kupferspeicherkrankheit der Leber

Kupferspeicherkrankheit der Leber mit folgender chronischer hepatitis besteht als erbliche Erkrankung beim Bedlington Terrier (3), Labrador retriever (4), Dobermann Pinscher (5), West Highland White Terrier (6), sowie dem Dalmatiner (7). Kupfer speichert sich bei dieser Erkrankung vermehrt in Hepatozyten, wobei besonders zu Beginn der Erkrankung eine zentrolobuläre Lokalisation der Kupferspeicherung auffällt.

Mit einer Zunahme der Kupferspeicherung kommt es zu hepatozellulärer Nekrose, Entzündung mit kupferhaltigen Makrophagen und schlussendlich chronischer Hepatitis und Zirrhose.

Beim Vorhandensein einer chronischen Hepatitis / Zirrhose sollte zusaetzlich zu einer H&E Färbung auf jeden Fall auch eine Kupferfärbung vom Pathologen angefragt werden, um eine Kupferspeicherkrankheit de Leber diagnostizieren zu können. Mit Hilfe der Färbung von Kupfer im Lebergeweben kann eine semiquantitative Einschätzung des Ausmasses der Kupferspeicherung gemacht werden. Da eine gute Korrelation zwischen quantitativen Kupferkonzentrationen und semiquantitativen Einschätzungen besteht, ist es für den klinischen Patienten nicht nötig, quantitative Messungen (von zumeist grösseren Mengen Lebergewebe) durchführen zu lassen.

Beim gesunden Hund können Normalwerte für Kupfer in der Leber von bis zu 400 ppm Trockengewicht gemessen werden. Bei Hunderassen mit primärer Kupferspeicherkrankheit kann der Kupfergehalt im Bereich zwischen 600 bis mehr als 2000ppm Trockengewicht liegen.

Therapie der Kupferspeicherkrankheit

Penicillamin

Wir haben die Behandlung mit Penicillamin in einer randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studie bei Labrador Retrievern mit Kupferspeicherkrankheit evaluiert. Unsere Studie ergab das Penicillamin in einer Dosierung von 10-15 mg/kg zweimal täglich PO, während 3-6 Monaten effektiv Leberkupferkonzentrationen reduziert (8).

Verminderung der Kupferabsorption

Um eine erneute Ansammlung von Kupfer im Lebergewebe zuvor zu kommen wird eine kupferreduzierte Fütterung empfohlen. Dementsprechend sollte auf Futtersupplemente wie Vitamin- und Mineralmischungen verzichtet werden.

Zinkbehandlung und Kupfer-reduziertes Futter

Zinktherapie vermindert die intestinale Aufnahme von Kupfer aus der Nahrung. Der zugrunde liegende Mechanismus ist eine Induktion von Metallothionein, einem intestinalen Chelator-Protein. Da Kupfer aus der Nahrung an induziertes Metallothionein in den Darmzellen bindet, wird weniger Kupfer in die Zirkulation, sowie die Leber aufgenommen. Intestinal gebundenes Kupfer wird mit der normalen Erneuerung der Darmzellen ausgeschieden.

Wir haben in Utrecht die Behandlung von Labrador retrievern mit Kupferspeicherkrankheit mit Zink, sowie mit einem kupferreduzierten Fertigfutter ("hepatic" von Royal Canin) in einer randomisierten, Plazebo kontrollierten, Doppelblindstudie getestet haben erkannt, dass "hepatic" effektiv Leber Kupferkonzentrationen reduzierte (9).

References

1.  Ingh vd., In: WSAVA Standards for Clinical and Histological Diagnosis of Canine and Feline Liver diseases.

2.  Poldervaart, et al. Primary hepatitis in dogs. A retrospective review. JVIM (2009) 23(1) 72-80.

3.  Brewer GJ, et al. J Am Vet Assoc 1992; 201(4):564.

4.  Hoffmann et al. Copper-associated chronic hepatitis in Labrador retrievers. J Vet Intern Med 2006; 20(4) 856-861,

5.  Mandigers PJJ, Ingh vd, Bode, Rothuizen. J Vet Intern Med 2005; 19(1): 40-43,

6.  Thornburg LP, Shaw, Dolan, et al. Hereditary copper toxicosis in West Highland white terriers. Vet Pathol 1986; 23:148-154.

7.  Webb CB, Twedt, Meyer. J Vet Intern Med 2002; 16(6):665-8.

8.  Hoffmann et al. Double-Blind, Placebo-controlled Treatment with D-Penicillamine against Hepatic Copper Accumulation in Labrador retrievers. J Vet Intern Med (2008).

9.  Hoffmann et al. J Vet Intern Med (2009) 23(5): 957-963 Dietary management of hepatic copper accumulation in Labrador retrievers.

 

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Gaby Verburgh-Hoffmann, Dr. med. vet., PhD, DACVIM, DECVIM-CA
University of Utrecht
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