Interpretation von Laboruntersuchungen bei Allergien beim Hund
World Small Animal Veterinary Association World Congress Proceedings, 2010
Petra J. Roosje, DVM, PhD, DECVD
Bern, Schweiz

Lesen Sie die englische Übersetzung: Interpretation of Laboratory Tests for Allergies in Dogs

Einführung

Serum Allergie Tests (Abkürzung: SAT) sind weit verbreitet und werden angeboten zur Identifikation der Reaktion gegen bestimmter Allergene wie zB atopische Dermatitis, Sarkoptesinfektion und auch Futtermittelsensitivität bei Hunden. Vor ungefähr 20 Jahren wurden die ersten in vitro Tests entwickelt zur Bestimmung von allergen-spezifischem IgE in Hunden mit atopischer Dermatitis. Seitdem haben technische Entwicklungen die Qualität der Antikörper und Methoden stark verbessert. Die Beschränkung von Serumtests liegt in der Interpretation der Testresultate und für welche Erkrankungen sie benützt werden. Diese übersicht diskutiert ihren Nutzen und Einschränkungen bei verschiedenen Hauterkrankungen.

Serum Allergie Test (SAT) bei atopischer Dermatitis

Die Diagnose einer atopischen Dermatitis beim Hund (cAD) ist eine klinische Diagnose, welche sich auf die Anamnese, typische klinische Symptome und Ausschluss von anderen Dermatitiden stützt. Der Nachweis von allergen- spezifischem IgE dient zur Herstellung einer allergen spezifischen Immunotherapie (ASIT) oder zur Elimination von Allergenen und weniger der Diagnosestellung per se.

Die folgenden Faktoren können dabei zu Schwierigkeiten bei der Interpretation führen:

"Falsch positive Resultate": Bei gesunden Hunden ohne Hautprobleme kann allergen-spezifisches IgE nachgewiesen werden. Die Menge kann im "positiven" Bereich liegen.

Zusammenhang klinischer Schweregrad und Laborwerte: Es gibt keine gute Korrelation zwischen der Höhe des antigen-spezifischen IgE Wertes und der klinischen Symptome. Die klinischen Symptome bei cAD sind die Resultante von verschiedenen Faktoren, wobei vor allem die lokale Entzündungsreaktion in der Haut wichtig ist.

Verschiedene Techniken werden benützt zum Nachweis von allergen-spezifischem IgE. Es werden sowohl polyklonale wie auch monoklonale anti-IgE Antikörper als auch rekombinante humane-hoch affine IgE epsilon Rezeptorproteine (rhFcεR1α) zur Bestimmung von Hunde IgE eingesetzt.

übereinstimmung von verschiedenen Testverfahren: Die Resultate dieser Tests sollten idealerweise gleich sein. Studien kommen hier zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. In einer kleinen Studie war die Wiederholbarkeit für 4 unterschiedliche kommerzielle SAT zwischen 77.1 und 99. 0%.1 Eine neue Studie, welche zwei verschiedene Testsysteme verglichen hat (ein monoklonaler Antikörpercocktail-ELISA (macELISA) und ein rhFcεR1α- basierter Test (fceELISA) zeigt, dass die Wiederholbarkeit sehr gut ist bei beiden Testsystemen und auch dass die Testresultaten sehr vergleichbar sind.2

Kreuzreaktivität: Viele Hunde mit atopischer Dermatitis sind positiv im SAT für mehrere Hausstaub-und Vorratsmilben. In vitro- Kreuzreaktivität zwischen Hausstaubmilben (Dermatophagoides pteronyssinus und Dermatophagoides farinae), zwischen D. farinae und Vorratsmilben (Acarus siro und Tyrophagus putrescentiae) und zwischen A. siro und T. putrescentiae) konnte nachgewiesen werden und kann neben natürlicher Exposition eine Rolle spielen.3

In einer Studie in England wurden in 22% der Haushalte Milben gefunden, aber keine D. farinae Milben.4

Vorratsmilben konnten nur selten nachgewiesen werden in Hausstaubmuster und wurden nicht nachgewiesen in geöffneten Säcken mit Hundetrockenfutter.5

Allergenspezifische Immunotherapie (ASIT): In einer randomisierten, placebo--kontrollierten Studie bei cAD Hunden, welche neben D. farinae auch Reaktionen im Intradermaltest zeigten gegen andere Allergene, konnte kein Unterschied gefunden werden zwischen Hunde, welche nur mit D. farinae Immunotherapie behandelt wurden und Placebo.6 Die Effektivität einer ASIT, welche alle Allergene beinhaltete, konnte leider in dieser Studie nicht getestet werden.

Neben diese Fakten kommt noch ein grundlegendes Problem dazu. Die Bedeutung von allergen-spezifisches IgE für die Pathogenese der atopischen Dermatitis ist nicht klar. Der Nachweis von allergen-spezifischem IgE sollte nicht überbewertet werden. Die Diagnose der atopischen Dermatitis kann nicht mittels Serum Allergie Tests gestellt werden.

Serum Test für den Nachweis von Sarkoptes-Antikörper

Die Diagnose einer Sarkoptes-Infektion ist schwierig, weil Hautgeschabsel eine beschränkte Sensitivität haben (nur 20-50% der infizierten Hunde).7 Hunde mit Sarkoptesräude haben sehr ähnliche Symptome wie Hunde mit cAD oder Futtermittelsensitivität. Ein ELISA zur Identifikation von Sarkoptes Antikörper (IgG) kann deshalb sehr hilfreich sein. Auch bei diesem Test können falsch positive und falsch negative Resultate auf treten.

Bei einer Evaluation des ELISA für Sarkoptes war die Sensitivität 84.2% und die Spezifizität 89.5%.7 Kreuzreaktivität von Hausstaubmilben und S. scabiei Allergene wurde sowohl in vitro als in vivo nachgewiesen. Hunde mit einer Sarkoptesinfektion können auch positive Reaktionen zeigen im SAT und Intradermaltest für Hausstaubmilben. Hunde mit atopischer Dermatitis mit oder ohne ASIT für Hausstaub/Vorratsmilben testen selten falsch positiv.

Falsch negative Resultate treten auf wenn noch nicht genügend Antikörper gebildet sind. Diese ist bei früher Infektion möglich. Hunde zeigen Serokonversion 3-5 Wochen post infectionem oder 1-3 Wochen nach Beginn der klinischen Symptome. Hohe Dosen von Glukokortikosteroiden können die Bildung der Antikörper hemmen.

Falsch positive Reaktionen können auftreten, wenn zu früh nach Behandlung getestet wird. Sarkoptes-Antikörper können bis 5 Monaten nach der Behandlung gefunden werden. Dies limitiert den Einsatz zur Evaluation vom Therapieerfolg.

Serum Tests zur Bestimmung von Antikörper gegen Futtermittelallergene

Ein Serumtest ist eine sehr attraktive Methode zum Nachweisung von Antikörper (IgE und IgG) gegen Futterproteine. In der Praxis ist dieser Test ungeeignet zur Diagnose einer Futtermittelreaktion. Bisherige unabhängige Studien konnten keinen Beweis zum sinnvollen Einsatz dieser Tests in der Diagnose einer Futtermittelreaktion erbringen. Frühere Studien mit Tests, welche teils nicht mehr angeboten werden, konnten keine Korrelation zwischen Antigen-spezifisches IgE und klinischen Symptomen finden. Obwohl in einem Labormodell von Hunden mit Futtermittelsensitivität eine Zunahme von allergen-spezifischem IgE nach Provokation bei einzelnen Hunden gefunden wurde, waren diese Unterschiede nicht signifikant. Der Anstieg im Titer erlaubte keine Voraussage zur klinischen Entwicklung einer überempfindlichkeit.8

References

1.  Hnilica KA. Vet Dermatol 2006; 17:209.

2.  Lee KW, et al. Vet Dermatol 2009; 20:157.

3.  Saridomichelakis, et al. Vet Dermatol 2008; 19:67.

4.  Jackson A, et al. Vet Dermatol 2005; 16:32.

5.  Henneveld, et al. Vet Dermatol 2008; 19:209.

6.  Willemse, et al. Vet J 2009; 180:337.

7.  Lower K, et al. Vet Dermatol 2001; 12:315

8.  Jackson H, et al. Vet Dermatol 2003; 14:181.

 

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Petra J. Roosje, DVM, PhD, DECVD
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