Bildgebende Diagnostik bei der Hustenden Katze
World Small Animal Veterinary Association World Congress Proceedings, 2010
Patrick R. Kircher, Prof.Dr.med.vet., PhD, DECVDI; Matthias Dennler, Dr.med.vet.
Zürich, Schweiz

Lesen Sie die englische Übersetzung: Diagnostic Imaging in the Coughing Cat

Einleitung

Bei Katzen scheint Husten seltener vorzukommen als beim Hund, braucht aber ebenfalls grosse Aufmerksamkeit. Auch bei der Katze ist die Liste der möglichen Ursachen lang und kann grob in folgende Komplexe eingeteilt werden: infektiös, allergisch, traumatisch/physikalisch, neoplastisch und selten auch kardiogen. Weiter kann Husten seine Ursache sowohl in den oberen, als auch in den unteren Luftwegen haben. Eine gute Anamnestik und klinische Untersuchung ist daher essentiell, bevor bildgebende Untersuchungen vorgenommen werden.

Katzen zeigen bei herzbedingten Lungenproblemen meist nur Dyspnoe und husten erst bei sehr schweren sekundären Lungenaffektionen.

Auch bei der Katze stellt sich die Frage: Wie viel "Veränderung" ist noch normal? So gibt es nur wenige alterspezifische Lungenerkrankungen bei der Katze. Mineralisationen des Bronchialskelettes und des Lungenparenchyms sind bei der Katze seltener als beim Hund. Ein fischgrätenartiges, gut strukturiertes interstitielles Lungenmuster kann als altersbedingte Veränderung im Sinne einer leichten Fibrose angesehen werden. Generalisiert erhöhte Lungendichte wird im Zusammenhang mit Obesitas gesehen.

Für die Aufarbeitung hustender Patienten ist nach wie vor die Radiographie erstes Mittel der Wahl. Röntgen ist effizient, weit verbreitet verfügbar, relativ einfach durchführbar und gut verträglich, da es meist keine Sedation oder Anästhesie braucht. Es bleibt zu bemerken, dass es einige Länder gibt, in denen Haltepersonal während der Aufnahme nicht gestattet ist. Dies hat zur Folge, dass in diesen Ländern mindestens eine Sedation erforderlich ist. Je nach Sedativa kann dann die Erscheinung des Herz-Kreilaufsystems auf den Aufnahmen verändert werden.

Weitere Techniken, welche zum Einsatz kommen können, sind in Fällen von oberflächlichen Läsionen und Ergüssen Ultraschall-, oder CT-Untersuchungen, welche den Vorteil haben, hochauflösende Bilder zu generieren, welche frei von überlagerungen sind. Diese Techniken werden jedoch meist erst als zweiter Schritt geplant.

Technik Röntgen

Die technischen überlegungen, welche im Text über den hustenden Hund beschrieben sind, können auch für Katzen angewendet werden.

Obere Atemwege und Mediastinale Strukturen

Laryngeale und pharyngeale Erkrankungen führen meist eher zu Würgen. In vielen Fällen von entzündlichen Erkrankungen können radiologisch keine Befunde erhoben werden: es werden aber raumfordernde Prozesse, sekundäre Zeichen bei Verletzungen aus- beziehungsweise eingeschlossen. Speziell bei Katzen, welche aus grosser Höhe gestürzt sind, muss eine Trachealruptur ausgeschlossen werden. Katzen zeigen selten Fremdkörper in den Luftwegen.

Eine granulomatöse Tracheitis, die zu einer signifikanten Einengung des Tracheallumens führt, äussert sich eher in Dyspnoe als in Husten. Trachealkollaps, bei Hunden ein häufiges Problem, ist bei Katzen äusserst selten.

Oropharyngeale Dysphagien und ösophageale Motilitätsstörungen, die zu einem Megaösophagus führen, stellen auch bei der Katze wichtige Risikofaktoren für Aspirationspneumonien dar. Das tracheoösophageale Streifenzeichen, das eine weichteildichte Linie dorsal der Herzsilhouette darstellt und durch die inneren Begrenzungen von Trachea und Ösophagus definiert ist, gilt allerdings lediglich als Indiz für eine Motilitätsstörung des Ösophagus.

Wie oben bereits erwähnt, ist Husten als Komplikation einer Herzerkrankung bei der Katze sehr selten. Auch stellt sich ein kardiogenes Lungenödem anders dar als beim Hund. Bei der Katze ist ein eher generalisiert verteiltes, fleckiges Bild zu erwarten, mit einer Akzentuierung im Lobus accessorius. Im Gegensatz zum Hund ist ein Thoraxerguss bei Linksherz--Versagen ein häufiges Problem.

Lungen

Die Mineralisation der Bronchialwände verursacht eine Erhöhung der Röntgendichte der Bronchien ohne deren Verdickung. Multifokale Mineralisierungen der peribronchialen Drüsen können bei Katzen als Zeichen chronischer Atemwegserkrankungen angesehen werden. Die echte Verdickung der Bronchialwände, die zu "Doughnuts" (für den Schweizer Leser "Willisauer-Ringli") und "Tramlinien" führt, ist als Zeichen einer chronischen Entzündung anzusehen. Verdichtungen des peribronchialen Gewebes durch Ödeme oder Entzündungszellen können ein bronchiales Muster vortäuschen, haben aber eine andere Differentialdiagnosenliste (Bronchopneumonie, kardiogenes Lungenödem, Erweiterung der Lymphgefässe oder allergische Geschehen).

Die chronische Bronchitis ist auch bei der Katze üblicherweise eine Ausschlussdiagnose. Verdickte Bronchialwände und deren verbesserte Sichtbarkeit sind die zuverlässigsten Befunde bei der chronischen Bronchitis von Hunden oder Katzen?. Mit Exsudaten verstopfte Bronchien können solide erscheinen und mit Gefässen oder gar Knötchen verwechselt werden. Akute Bronchitis kann mit einer radiologisch unauffälligen Thoraxstudie einhergehen oder ähnlich wie eine chronische Bronchitis aussehen. Die unteren Atemwegserkrankungen der Katze können zu einer reversiblen Verlegung des Luftstroms und dadurch zu einer überblähung des Lungenvolumens führen. Die Obstruktion kommt durch eine Kombination aus Konstriktion der Bronchioli, Wandödem und Hypertrophie der submukösen Drüsen zu Stande. Klassischerweise kann ein peribronchiales Cuffing? festgestellt werden, wobei eine Mischung aus bronchialem, interstitiellem und alveolärem Muster vorkommen kann. Die übermässige Mucusproduktion und--akkumulation kann zu einem nodulären Muster führen. Die Obstruktion grösserer Atemwege führt häufig zu alveolären Bezirken, Konsolidierungen und folgenden Atelektasen. Der rechte Mittellappen ist wegen seinem ungünstigen Oberflächen-zu-Volumen-Verhältnis, und dadurch reduzierter Kollateralventilation, am häufigsten betroffen. Bei Katzen ist der komplette Kollaps des rechten Mittellappens ein häufiger Befund bei chronischen unteren Atemwegstenosen. Bei der allergischen Pneumonie herrscht ein bronchointerstitielles Muster mit oder ohne Bronchiektasie vor. In schweren Fällen treten alveoläre Muster oder lobäre Konsolidierungen auf. Die Verteilung gleicht Bronchopneumonien, ist aber häufig diffuser und hat eine Tendenz, in den kaudodorsalen Lungenbezirken aufzutreten.

Unspezifische bakterielle Pneumonie ist die häufigste Pneumonieart und erfolgt häufig sekundär zu anderen Lungenerkrankungen (Blutungen, virale Pneumonie). Bei Sturzpatienten mit Lungenkontusionen muss an diese Komplikation gedacht werden. Bei Katzen reicht in der Regel eine Anfertigung von zwei Projektionen. Meistens treten alveoläre Muster auf, die den ganzen Lappen oder Teile davon (oft die Spitzen) betreffen. Der kranioventrale Lungenbereich ist häufiger betroffen und die Spitzen--und der rechte Mittellappen sind übervertreten. Ein asymmetrisches Verteilungsmuster ist nicht ungewöhnlich. Bei schweren Erkrankungen kann es zu einem leichtgradigen Pleuralerguss oder Verdickungen der Pleura kommen (pleurale Fissurlinien). Die radiologischen Veränderungen treten meistens mit einer gewissen Verzögerung nach dem Beginn der klinischen Zeichen auf. Unspezifische, bakterielle Pneumonie tritt bei Katzen weniger häufig auf als bei Hunden und der Husten kann als klinisches Zeichen fehlen. Die Verteilung ist ähnlich und es treten meistens bronchiale in Kombination mit alveolären Mustern auf. Infektionen mit Pasterurellen tendieren zur Abszessbildung.

Aspirationspnemonie wird durch die Inhalation von grösseren Partikeln oder Flüssigkeiten verursacht. Mageninhalt löst eine chemische Pneumonie aus und führt zu Bronchusobstruktionen und Ödemen. Die anschliessende, bakterielle Infektion führt dann zur lobaren Bronchopneumonie.

Das Erscheinungsbild und die Verteilung einer parasitären Pneumonie hängt stark vom Parasiten und der Schwere der Infektion ab. Die radiologischen Untersuchungen sind häufig unauffällig. Oft werden aber auch unregelmässige bronchointerstitielle und alveoläre Muster gefunden.

Neoplastische Veränderungen der Bronchialwände sind auch bei der Katze eher selten. Es handelt sich meistens um Bronchialwandkarzinome. Die Veränderungen können wiederum verschiedene radiologische Erscheinungsbilder haben (solitäre Knoten, interstitielle Knötchen bis zu alveolären Konsolidierungen). Bei Katzen haben die Karzinome die Tendenz, Kavitäten zu bilden, deren nekrotische Zentren mitunter mineralisieren.

In jüngerer Zeit wird neben dem klassischen Lungenmuster vermehrt Gewicht auf dessen Verteilung und Erscheinungsbild, sowie die Grösse des betroffenen Lungenlappens gelegt. (Skrivani) Ein konsolidierter Lappen hat ein normales oder vergrössertes Volumen. Ein atelektatischer Lungenlappen hat ein reduziertes Volumen und verursacht häufig einen Shift des Mediastinums auf die betroffene Seite. Bei der Beurteilung der Grenzen des alveolären Bezirkes kann unterschieden werden, ob der ganze Lappen (Lappenzeichen) oder nur ein Teil des Lappens betroffen ist und die übergänge entsprechend unscharf definiert sind.

Weiterführende Bildgebende Diagnostik

Hier wird auf den Text - Bildgebende Diagnostik beim Hustenden Hund verwiesen: Bildgebende Diagnostik Beim Hustenden Patienten (Hund und Katze)

References

1.  Schwartz T, Johnson V, et al. BSAVA Manual of Canine and Feline Thoracic Imaging. (2008) BSAVA.

2.  Thrall D. Textbook of Veterinary Diagnostic Radiology. (2007) 5th ed. Saunders.

3.  Nykamp S, Scrivani P, Dykes N. (2002) Compendium. 20 (1):25-34.

 

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Patrick R. Kircher, Prof., Dr. med. vet., PhD, DECVDI
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